Sonntagmorgens rumpelt es über mir. Für eine derartige Rumpelei scheint es mir noch deutlich zu früh – auch wenn die Sonne schon intensiv durch's Fenster strahlt, es zählt ja die empfundene Frühe. Also beschließe ich, jegliche Störung zu ignorieren und senke den Kopf wieder auf mein Kissen.
Indes, wer auch immer da über meinem Kopf Lärm schlägt, er denkt nicht daran, mir meinen Willen zu lassen: abermals rumpelt es laut und vernehmlich; in einem Film würden zur optischen Untermalung der akustischen Tortur jetzt kleine Teile von der Decke rieseln. Auch das probeweise um den Kopf gequetschte Kissen hilft nichts, an Schlafen ist nicht zu denken. Also steige ich in Jeans und T-Shirt, um dem Störer gehörig meine Meinung zu sagen.
Vor der Wohnungstür angekommen ist schnell klar, woher das Gerumpel kommt: auf halber Höhe hängt in der Wendeltreppe, die auf den Speicher führt, – ein Schreibtisch. Am unteren Ende stemmt sich ein kleiner Asiate dagegen und brüllt die Tischplatte an. Erst nach nochmaligem Hingucken erkenne ich am oberen Ende sein (noch kleineres) weibliches Gegenstück, das sich verzweifelt an ein Bein klammert. Verwundert betrachte ich die Szenerie, lausche den chinesischen (?, Japanisch ist es jedenfalls nicht) Flüchen und kombiniere schließlich aus der offenen Türe gegenüber, daß es sich hier um meine neuen Nachbarn handelt.
„Hallo, kann ich euch helfen?“ frage ich und stelle mich – in aller Kürze – vor. Eine kurze athletische Einlage später kann ich der sichtlich erleichterten Dame den Tisch aus der Hand nehmen und mit dem nun nicht mehr fluchenden Herrn in deren Wohn-/Schlaf-/Esszimmer bringen. Kaum abgestellt, bedanken sich beide vieltausenmal und ich erfahre in Stereo in zwar gesungenem, aber doch gutem Deutsch, daß sie aus Vietnam kommen, hier studieren werden, er Informatik, sie Maschinenbau, der Tischtransport ohne mich unschaffbar gewesen und überhaupt alles hier eine sehr nette Nachbarschaft sei. Nein, antworte ich wahrheitsgemäß, ich sei noch nie in Vietnam gewesen, habe das aber fest vor. Das ruft Jubel hervor und einen Streit, welche Route ich denn nun nehmen sollte und was ich – unbedingt! – mir unterwegs ansehen müßte. Um den Streit abzukürzen und vielleicht doch nochmal in mein Bett zurückkehren zu können, schlage ich vor, das abends bei einem Bierchen in meiner Küche zu klären und sich da besser kennenzulernen – ich würde sie herzlich einladen.
Stille. Die beiden Gesichter, die mich anstarren, bedeuten, daß ich gerade etwas sehr falsches gesagt habe. Meine Gedanken fangen an, zu rasen; habe ich die Gastfreundschaft verletzt weil ich gehen will, mit der Einladung Anstandsregeln gebrochen? Ich werde mit knappen Worten zur Tür geleitet.
Zurück in meiner Wohnung scheint mir die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. „Die neuen Nachbarn sind komisch.“ sage ich auf den fragenden Blick und schalte die Kaffeemaschine ein. Ein Lachen ist die Antwort: „Dann passen sie ja wunderbar hier rein.“
Indes, wer auch immer da über meinem Kopf Lärm schlägt, er denkt nicht daran, mir meinen Willen zu lassen: abermals rumpelt es laut und vernehmlich; in einem Film würden zur optischen Untermalung der akustischen Tortur jetzt kleine Teile von der Decke rieseln. Auch das probeweise um den Kopf gequetschte Kissen hilft nichts, an Schlafen ist nicht zu denken. Also steige ich in Jeans und T-Shirt, um dem Störer gehörig meine Meinung zu sagen.
Vor der Wohnungstür angekommen ist schnell klar, woher das Gerumpel kommt: auf halber Höhe hängt in der Wendeltreppe, die auf den Speicher führt, – ein Schreibtisch. Am unteren Ende stemmt sich ein kleiner Asiate dagegen und brüllt die Tischplatte an. Erst nach nochmaligem Hingucken erkenne ich am oberen Ende sein (noch kleineres) weibliches Gegenstück, das sich verzweifelt an ein Bein klammert. Verwundert betrachte ich die Szenerie, lausche den chinesischen (?, Japanisch ist es jedenfalls nicht) Flüchen und kombiniere schließlich aus der offenen Türe gegenüber, daß es sich hier um meine neuen Nachbarn handelt.
„Hallo, kann ich euch helfen?“ frage ich und stelle mich – in aller Kürze – vor. Eine kurze athletische Einlage später kann ich der sichtlich erleichterten Dame den Tisch aus der Hand nehmen und mit dem nun nicht mehr fluchenden Herrn in deren Wohn-/Schlaf-/Esszimmer bringen. Kaum abgestellt, bedanken sich beide vieltausenmal und ich erfahre in Stereo in zwar gesungenem, aber doch gutem Deutsch, daß sie aus Vietnam kommen, hier studieren werden, er Informatik, sie Maschinenbau, der Tischtransport ohne mich unschaffbar gewesen und überhaupt alles hier eine sehr nette Nachbarschaft sei. Nein, antworte ich wahrheitsgemäß, ich sei noch nie in Vietnam gewesen, habe das aber fest vor. Das ruft Jubel hervor und einen Streit, welche Route ich denn nun nehmen sollte und was ich – unbedingt! – mir unterwegs ansehen müßte. Um den Streit abzukürzen und vielleicht doch nochmal in mein Bett zurückkehren zu können, schlage ich vor, das abends bei einem Bierchen in meiner Küche zu klären und sich da besser kennenzulernen – ich würde sie herzlich einladen.
Stille. Die beiden Gesichter, die mich anstarren, bedeuten, daß ich gerade etwas sehr falsches gesagt habe. Meine Gedanken fangen an, zu rasen; habe ich die Gastfreundschaft verletzt weil ich gehen will, mit der Einladung Anstandsregeln gebrochen? Ich werde mit knappen Worten zur Tür geleitet.
Zurück in meiner Wohnung scheint mir die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. „Die neuen Nachbarn sind komisch.“ sage ich auf den fragenden Blick und schalte die Kaffeemaschine ein. Ein Lachen ist die Antwort: „Dann passen sie ja wunderbar hier rein.“
energist am 16. Oktober 2011 im Topic 'Das Leben der Anderen' | 1059 Leser 0 Kommentare
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