Was habe ich heute abend wohl gegessen?
Wenn Sie einmal in meine schöne Stadt kommen, nehmen Sie sich doch einen Augenblick Zeit – gesetzt den Fall Sie reisen mit der Bahn. Denn die Renovierungsarbeiten der letzten Jahre (lange genug hat's gedauert) waren nicht umsonst: sowohl der nur ein bißchen jugendstileske Hauptbau als auch die großzügige lichte Bahnsteighalle gehören zu dem schönsten, was deutsche Bahnhöfe so zu bieten haben.
Ein netter Effekt findet sich direkt im Eingang zur Halle: ohne ersichtlichen Grund, vermutlich einfach weil man es kann, ist der Gang dort von einer Kuppel überspannt. Die ist so gut vermessen, daß jedes Geräusch scheinbar verstärkt zurückkehrt.
Und wenn Sie dann da so stehen und sich selbst beim Atmen belauschen, werden Sie plötzlich leise – aber lauter werdend – die Titelmelodie des A-Team hören. Erschrecken Sie nicht: ein etwas schnaufender, nichtsdestotrotz besagte Musik summender junger Mann wird gleich zwischen den schnatternden Asiaten links auftauchen, mehr oder weniger elegant über den querstehenden Gepäckwagen springen und beinahe vor denGrenzernBundespolizisten, die sich um den Aschenbecher scharen, auf die Schnauze fallen. Er wird sich fangen, wüste Flüche auf seine Ablösung, die lokalen Busfahrer und die Welt im Allgemeinen loslassen und sich zwischen die gerade schließenden Türen der Regionalbahn auf Gleis 7 werfen.
Besagter Sprinter bin – Sie werden es bereits erraten haben – ich; und ich bitte um Entschuldigung, sollte ich Ihren Gruß übersehen haben: mit Summen und Rennen bin ich bereits voll ausgelastet.
Ein netter Effekt findet sich direkt im Eingang zur Halle: ohne ersichtlichen Grund, vermutlich einfach weil man es kann, ist der Gang dort von einer Kuppel überspannt. Die ist so gut vermessen, daß jedes Geräusch scheinbar verstärkt zurückkehrt.
Und wenn Sie dann da so stehen und sich selbst beim Atmen belauschen, werden Sie plötzlich leise – aber lauter werdend – die Titelmelodie des A-Team hören. Erschrecken Sie nicht: ein etwas schnaufender, nichtsdestotrotz besagte Musik summender junger Mann wird gleich zwischen den schnatternden Asiaten links auftauchen, mehr oder weniger elegant über den querstehenden Gepäckwagen springen und beinahe vor den
Besagter Sprinter bin – Sie werden es bereits erraten haben – ich; und ich bitte um Entschuldigung, sollte ich Ihren Gruß übersehen haben: mit Summen und Rennen bin ich bereits voll ausgelastet.
Manchmal frage ich mich, wie Richter ihren Job aushalten.
Natürlich, der Beruf weist eine Reihe Vorteile auf: man wird geachtet, ist sehr unabhängig, hat in der Regel bewiesen, daß man zu den besten Juristen des Landes zählt. Häufig wird es so sein, daß man durch weise und gerechte Urteile Streitfälle beilegen, Übeltäter zur Rechenschaft ziehen und … ja, Gerechtigkeit wirken kann.
Aber dann sind da diese Fälle, in denen das anders ist. In denen die Buchstaben des Gesetzes orthogonal sind zu dem, was man unter Gerechtigkeit versteht. Die Fälle, in denen man als Richter nicht anders kann als ein „Recht“ zu sprechen, von dem man genau weiß, daß es schreiendes Unrecht ist.
Wie fühlt es sich an, zu sagen „Es liegt auf der Hand, welche Partei Recht hat. Dennoch ist das Gericht an geltende Gesetze und Vorschriften gebunden. Es ergeht daher – selbstredend in nichts geringerem als dem Namen des Volkes – das Urteil, daß die Beweise ignoriert, Fakten verdreht und Formalia hochgehalten werden; Recht bekommt der Bösewicht.“?
Nach den ersten drei Malen, die ich diesen Text sprechen müßte, läge vermutlich meine Kündigung auf dem Tisch.
Das Bild zeigt die blinde Iustitia an der Mauer der Villa Hartmann in Halle/Saale. Photographie (cc) von Ralf Lotys.
Natürlich, der Beruf weist eine Reihe Vorteile auf: man wird geachtet, ist sehr unabhängig, hat in der Regel bewiesen, daß man zu den besten Juristen des Landes zählt. Häufig wird es so sein, daß man durch weise und gerechte Urteile Streitfälle beilegen, Übeltäter zur Rechenschaft ziehen und … ja, Gerechtigkeit wirken kann.
Aber dann sind da diese Fälle, in denen das anders ist. In denen die Buchstaben des Gesetzes orthogonal sind zu dem, was man unter Gerechtigkeit versteht. Die Fälle, in denen man als Richter nicht anders kann als ein „Recht“ zu sprechen, von dem man genau weiß, daß es schreiendes Unrecht ist.
Wie fühlt es sich an, zu sagen „Es liegt auf der Hand, welche Partei Recht hat. Dennoch ist das Gericht an geltende Gesetze und Vorschriften gebunden. Es ergeht daher – selbstredend in nichts geringerem als dem Namen des Volkes – das Urteil, daß die Beweise ignoriert, Fakten verdreht und Formalia hochgehalten werden; Recht bekommt der Bösewicht.“?
Nach den ersten drei Malen, die ich diesen Text sprechen müßte, läge vermutlich meine Kündigung auf dem Tisch.
Das Bild zeigt die blinde Iustitia an der Mauer der Villa Hartmann in Halle/Saale. Photographie (cc) von Ralf Lotys.