Was ich nicht erschaffen kann vermag ich nicht zu verstehen
Dienstag, 22. März 2011
Im Original vom 21. November 2010

Betreffzeile einer Mail im Spam-Ordner:
Platonic-Love?I~Am+Looking-For-One cjcywdbv .
Es gibt ja viele Mailinhalte, die für die scheinbare Zielgruppe jeglichen Spams* interessant sein dürften… aber eine platonische Freundschaft?!
Immerhin wird es dann poetisch.
How dorothy caught on request within
When her feet were before
Upon him before us all ready.
Asserted dorothy made us what?
Announced the truth about dorothy.
Oz would eat us start upon.
Replied guph and unless the soft grass.
* V*agra, C*alis, P*nisverlängerungen, heiratswillige Frauen aus Russland und Indonesien … alles sehr einseitig. Wo bleibt die Gleichstellungsbeauftragte?



Samstag, 19. März 2011
In unregelmäßigen Abständen werden unter dieser Rubrik Streiflichter aus der Ver­gangen­heit auftauchen – Beiträge und Gedanken aus früheren Blogs, meinen Unterlagen, Kom­mentaren, überallher. Sie sind nicht Bestandteil dessen, wofür dieses neue Blog steht und gehören doch dazu.

Parallel dazu werden auch die alten Folgen des Bücherregals peu à peu hinzugefügt werden.



Samstag, 19. März 2011

Tag 12 – Ein Buch, das Du von Freunden/Bekannten/… empfohlen bekommen hast

Einige Empfehlungen der letzten Zeit waren:
  • „Der Meteor“ von Dürrenmatt: wurde mir von einer Freundin spontan geliehen, als sie die „Physiker“ im Regal erblickte. Gefiel. Und steht nun auch dauerhaft in meinem Regal.
  • „Die Keltennadel“ von Patrick Dunne: Krimi. Angenehm zu lesen, Spannungskurve vor­handen, aber Handlung doch eher flach. Seltsames Ende.
  • „The human stain“ von Philip Roth: ist noch auf der „zu-Lesen“-Liste.
  • Von meine Großmutter unlängst erhalten: Das „Kant-Brevier“ faßt auf knapp 350 Seiten die wichtigsten Schriften, Aufsätze und Briefe in so praktischen Kapiteln wie „An­schauung und Denken“ oder „Gesetz und Freiheit“ zusammen.
Kant-Brevier



Mit der Zeit, wenn man einige Messen besucht und Fachzeitschriften abonniert hat, landet man auf der ein oder anderen Postliste. Das ist halb so wild, real life-Spam ist gegenüber solchem im elektronischen Postfach sowohl deutlich niveauvoller als auch kunden­orien­tierter. Die eine oder andere Perle findet sich dennoch.

Call for papers: Security+Defense

Möchte ich diese Messe wirklich besuchen? Oder dort gar vortragen? Eher nicht. Aber die dahinterstehende Frage ist eine, der fast jeder Ingenieur früher oder später be­gegnet: Will ich für die WaffenVerteidigungsindustrie arbeiten?

Dabei läßt sich das Problem nicht einfach darauf eingrenzen nicht bei Diehl, EADS oder ei­nem der anderen bekannten Hersteller anzuheuern. Über ein oder zwei Umwege läßt sich ein Großteil der modernen Technik dazu pervertieren, Menschen zu töten. Gut möglich, daß die nächste Generation cruise missiles ihre Ziele deshalb so genau findet, weil darin ein gewisses Bauteil seinen Dienst tut, das ich für einen ganz anderen Zweck entwickelte. Oder – noch abstrakter – weil jemand einen Artikel oder Aufsatz gelesen hat, den ich in ei­nem Fachblatt veröffentlichte und dieser Jemand so einen kreativen Gedanken aus meinem Kopf direkt verwendet, um die Tödlichkeit seiner Waffe zu steigern.

Es ist nicht bequem, die Problematik in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen, noch unbequemer, sie zu beantworten. Eine zu radikale Absage würde jeden technischen Fortschritt auf einigen Gebieten unmöglich machen – es gilt abzuwägen. Zusätzlich wird man in all die Dilemmata gestürzt, die hinter der altbekannten Frage stecken: „Kann es moralisch richtige Kriege ge­ben?“ Die ein oder andere Stunde haben mich alle diese Fragen gekostet – immerhin weiß ich dafür heute, ob es meine Moralvorstellungen zuließen, die Security+Defence zu besuchen. Wenn ich dort denn etwas Interessantes für mich finden würde.



Im Original vom 12. Oktober 2010

Im heutigen Konzert amüsierte ich mich über das schöne Wort entusiasmieren, das im Be­gleit­blättchen in die sonst eher trockene Beschreibung Debussys Leben und Wirken hinein­ge­rutscht­quetscht war. So sehr gequetscht, daß des Wortes einziger Existenzgrund – das Be­dürf­nis des musikalischen Leiters, zu bramarbasieren – sofort ersichtlich war.

Mit einem Lächeln auf den Lippen reichte ich meiner Begleiterin das Programmheftchen, den Daumen auf das Wort gerichtet. Sie musterte den Text, hob die Augenbrauen, blickte erst vor­wurfsvoll zu mir auf und dann unter Augenrollen und Seufzen nach vorne. Irritiert ob dieser Reaktion betrachtete ich nochmal die von meinem Daumen markierte Textstelle. Ich muß wohl leicht verrutscht sein, denn statt auf das edle Wörtchen deutete die Kuppe eine Zeile höher, wo die Worte standen: immer ein großer Pariser.



Tag 5 – Ein Buch, das Du immer und immer wieder lesen könntest

Bücher, die ihren Reiz nicht nach einmaligem Durchlesen verlieren, gibt es ebensoviele wie Gründe dafür. Besonders interessant scheint mir in dem Zusammenhang, daß sich oft der Beobachtungswinkel auf ein Buch, das was man darin erkennt, mit der Zeit verschiebt.

Als Beispiel dafür möchte ich den Zukunftsroman „Auf zwei Planeten“ von Kurd Laßwitz vorstellen. Das 1897 erschienene Werk beschreibt den ersten Kontakt der Menschheit mit den ihnen technisch weit überlegenen Marsbewohnern – den Nume – der anfänglich sehr fried­lich und verständigungsbereit verläuft. Als jedoch ein Raumschiff der Marsbewohner auf­grund eines Mißverständnisses beschossen wird, kippt die Stimmung und nachdem aus verletztem Stolz keine Seite von ihrer Position abrücken mag kommt es zum Bruch zwischen den Völ­kern. Bestärkt durch ihre technologische Überlegenheit besetzen die Nume die Erde. Bald jedoch regt sich der Widerstand auf beiden Seiten und letzlich gelingt es, die beiden Völker zu einer friedlichen Koexistenz zu führen.

Kurd Lasswitz: Auf zwei Planeten

Laßwitz beleuchtet dabei viele Seiten, bezieht viele soziale und zwischenmenschliche Fak­toren ebenso in seine Überlegungen ein wie technische Fragen (er erwähnt zum Beispiel korrekte Berechnungen und Flugbahnen der Raumreise zwischen den Planeten ebenso wie die Vision der Energieerzeugung aus Sonnenstrahlen). Die Sprache ist dabei kontemporär, ohne in den in späteren Zukunftsromanen (z.B. von Dominik oder Campbell) üblichen allzu technophilen Bereich abzudriften.

In ganz jungen Jahren, als ich jedes Buch, das mir in die Hände kam, verschlang, war für mich „Auf zwei Planeten“ einfach eine aufregende Geschichte, bei der ich zwar einiges nicht verstand, die aber die nötige Handlung sowie Spannung aufwies. Später, als meine Be­gei­ste­rung für Technik erwachte, las ich das Buch unter besonderem Fokus auf die visionären und realistischen Beschreibungen der Errungenschaften der Marsmenschen. Letzlich las ich das Buch als sozialkritischen Roman, der Mißstände in der Gesellschaft ebenso wie „inter­kul­tu­relle“ Zusammenstöße vorwegnimmt und beschreibt. Heute kann ich mich über alle diese Facetten erfreuen und haben eben beim Schreiben dieses Beitrages tatsächlich schon wieder eine halbe Stunde durch das Buch geblättert.
Im Original vom 9. Oktober 2010



Im Original vom 24. September 2010

Die Nachbarstochter bekam zum 18. Geburtstag von ihrem Vater einen Smart geschenkt. Jahreswagen, in weiß mit schwarzer Zelle. Ein echter Hingucker.

Stolz kutschierte sie mit dem Ding umher, parkte mehr oder weniger kreativ in der Einfahrt, weinte bitterlich, als ein Kotflügel von ebendiesem kreativen Parken unkreative Kratzspuren davontrug. Kurz, die Frau war verliebt in ihr Fahrzeug.

Diese Liebe gibt es nun nicht mehr. Den Smart übrigens auch nicht, was eng mit dem Vorher­gehenden zusammenhängt. Denn die Nachbarstochter läuft seit einigen Tagen mit Schienen an den Armen herum. Zweimal ein glatter Bruch, wird vermutlich gut verheilen. Schuld daran ist – so erklärte sie mir heute – die schlechte Konstruktion des Smartes. Sie sei ziemlich leichtsinnig gewesen, sich auf so eine kleine und leichte Kiste einzulassen, es müsse da ja mit Abstrichen bei der Sicherheit gerechnet werden. Bei einer solchen Bagatelle hätte das Auto auch nicht so kaputt sein dürfen, pflichtete ihr Vater bei. Er sei im Nachhinein entsetzt, daß er seiner Tochter solch einen Schrott gekauft habe (und eigentlich war es ja auch eher die Idee seiner Frau gewesen damals…). Als nächstes Auto kommt nur ein alter Volvo in Frage, der sei groß und stabil, da könne dann gar nichts passieren – da sind sich Vater und Tochter einig.

Später erfahre ich von der Mutter beiläufig einige Details. Nachts, Regen, 120 km/h in einer schlecht einsehbaren Kurve, mehrfach überschlagen und dann frontal in eine Felswand. Die gebrochenen Arme laut Auskunft der Feuerwehr ein Resultat falscher Sitzeinstellung.